Das Rote Kreuz verstärkt Flüchtlingsberatung
Das Rote Kreuz setzt verstärkt auf Flüchtlingsberatung. Rund 30 Fachkräfte, die im Deutschen Roten Kreuz (DRK) als Flüchtlings- oder Migrationsberater tätig sind, wurden von Spezialisten des DRK Generalsekretariat Berlin, in Nürnberg in einer dreitägigen Fortbildung umfassend zu allen rechtlichen Fragen geschult. Gleichzeitig diente die Tagung als Erfahrungsaustausch.
Trotz großer Fortschritte in der Flüchtlingspolitik in Deutschland ist die Arbeit der Flüchtlings- und Migrationsberater mit Schwierigkeiten und Enttäuschungen verbunden. „Allerseits sind die bürokratischen, auch die emotionalen Belastungen für die Berater gestiegen“, fasst Brigitte Meyer Vizepräsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes die Situation zusammen.
„Aktuell wollen viele Angehörige aus der Ukraine ihre Verwandten ins sichere Deutschland bringen, das ist ein Ding der Unmöglichkeit.“ Detailliert berichtete Peter Hilkes vom Arbeitsforum Ukraine bei der Tagung über die Hintergründe des Konfliktes in diesem Land und über die verzweifelte und ausweglose Situation der Menschen, die ausreisen wollen und kein Anrecht auf Asyl in Deutschland haben. „Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass Flüchtlinge in der West-Ukraine Aufnahme finden. Doch die Situation ist auch dort desolat. Die Kapazitäten und die finanziellen Möglichkeiten diese Menschen unterstützen zu können, sind äußert begrenzt, “ erklärt Meyer.
Ein anderer Brennpunkt ist Syrien, das 2014 das schlimmste Jahr seines Bürgerkrieges erlebte. 7,6 Millionen Syrer sind im Landesinneren vertrieben worden und 3,2 Millionen syrische Flüchtlinge sind als Flüchtlinge in den Nachbarländern registriert. Brigitte Meyer „Syrien gilt derzeit als weltweit schlimmste humanitäre Katastrophe.“ Obwohl Flüchtlinge aus Syrien in der BRD als Bürgerkriegsflüchtling anerkannt sind, dürfen sie nicht so einfach einreisen, auch ist es für ihre Angehörigen schwer sie nach Deutschland zu bringen. Die Anzahl der Menschen, die zu ihren Verwandten nach Deutschland ausreisen dürfen, ist von der BRD begrenzt. „Gleichzeitig sortieren die Ausländerämter immer noch - entgegen den Richtlinien des Bundesamtes - diejenigen Anträge auf Familiennachholung aus, deren Verwandte kein Geld haben, um für den Lebensunterhalt und die Unterkunft ihrer Lieben hier in Deutschland aufkommen zu können.“
Auf der Tagung in Nürnberg wurde eines deutlich: Die Mitarbeiter der Flüchtlings- und Migrationsberatung sind vielen Belastungen ausgesetzt. Die gesetzlichen Anforderungen und der bürokratische Aufwand sind enorm. Darüber hinaus müssen sich die Berater mit den unterschiedlichsten Rechts- und Auslegungsauffassungen der Ausländerbehörden herumschlagen. „Das kostet Zeit und geht an die Nerven. Dabei sind die Berater ohnehin bereits überbelastet, müssen sie doch vielfach tatenlos akzeptieren, dass sie vielen Menschen aufgrund der eng gesetzten politischen Rahmenbedingungen nicht wie gewünscht weiter helfen können, “ fasst Brigitte Meyer die Situation zusammen.
Bei der Tagung in Nürnberg standen neben den Einzelheiten der Asylverfahren und des Asylbewerberleistungsgesetzes auch die Situation und die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen im Mittelpunkt. Besonders in Syrien drohe eine verlorene Generation heranzuwachsen. Meyer: „Zwei Millionen junge syrische Menschen sind auf der Flucht.“
„Das Bayerische Rote Kreuz engagiert sich sehr in der Flüchtlingsarbeit, diese Hilfe für Vertriebene und Entwurzelte ist eine Herzensangelegenheit“, sagt Leonhard Stärk Landesgeschäftsführer. Sukzessive verstärkt der Verband sein Engagement und erweitert seine Beratungsstellen in Bayern. Seit letztem Jahr sind in Landsberg am Lech, in Altötting, Rosenheim und Nürnberg rund 14 neue Berater aktiv.
Nach Zahlen des Bundesamtes für Migration in Berlin haben im Januar und Februar doppelt so viele Menschen in Deutschland Asyl beantragt wie vor einem Jahr. Von den im Januar und Februar bearbeiteten Fällen wurden nur 1,3 Prozent der Anträge von der Bundesregierung anerkannt.