10 Jahre Tölzer Tafel
Rund 80 Gäste sind der Einladung diesen Sonntag in das BRK-Haus in Bad Tölz gefolgt. Seit zehn Jahren gibt es die Tölzer Tafel und versorgt wöchentlich 100 bedürftige Bürger mit gespendeten Lebensmitteln. Grund genug bei einer kleinen Feier die Geschichte der Tafel und die maßgeblichen Personen, die daran beteiligt waren, zu würdigen.

Wolfgang Emmerich steht an der Tür und begrüßt jeden Besucher persönlich. Ihm und den Helfern, die im Raum verteilt sind, liegt viel daran, dass die Besucher sich wohlfühlen. Die Tische sind schlicht aber sehr geschmackvoll in gelb-weiß-rot geschmückt. „Wir haben es absichtlich dezent gehalten“, so eine Tafelhelferin.
Es ist eine Feier für all diejenigen, die viele Jahre hindurch, die Tafel begleitet und unterstützt haben. Jeder auf seine Weise, entweder durch aktive Mitarbeit, finanzielle Unterstützung oder durch regelmäßige Lebensmittelspenden.
Emmerich gewährt in einem Vortrag einen Rückblick in Entstehung und Entwicklung der Tölzer Tafel.
So traf sich vor über zehn Jahren Dagmar Karl mit einigen Tölzer Bürgern und bereitete die Gründung der Tölzer Tafel vor. Die Gruppe klärte zunächst, wer die Lebensmittel zur Verfügung stellen könne, wo die Ausgabe stattfinden kann, wie die Abnehmer informiert werden sollten und mit welchem Transportfahrzeug die Ware eingesammelt und geliefert werden kann. Ebenso mussten Helfer bei der Vergabe gefunden werden.
Zu Beginn startete das Team mit circa 16 Helfer, das sich bis heute auf 40 Helfer über die Jahre erweiterte. So sind in der gesamten Zeit 50.000 Mal Lebensmittel ausgegeben sowie 35.000 Stunden ehrenamtlich geleistet worden. Emmerich schätzt die Gesamtmenge auf 500.000 Kilogramm.
Bürgermeister Janker, der auch die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernahm, würdigt in einer Rede die wertvolle Arbeit der ehrenamtlichen Helfer, ohne deren Engagement dieses wichtige Projekt nicht möglich wäre.
Zu Gast war auch Reiner Haupka vom Bundesverband Deutscher Tafeln, der durch die bundesweiten Zahlen die Not in ganz Deutschland aufzeigte. 892 Tafeln mit 50.000 Ehrenamtlichen versorgen 1,5 Mio. Bedürftige. Seiner Meinung nach gäbe es ohne die Tafeln ein großes Versorgungsproblem in Deutschland. Er zitiert Ministerin Aigner, die zugab, dass 20 Mio. Tonnen Nahrung jährlich auf dem Müll landeten.
Das sind eindeutig zu viel, findet auch Josef Niedermaier. Er sieht aber auch die Gesellschaft mit ihren Ansprüchen in der Pflicht: „Mal ehrlich. Kaufen Sie einen Apfel, der einen braunen Fleck hat?“ fragt er in die Runde. Alle müssten mitmachen, so Niedermaier, um eine Änderung zu erwirken. Da müsse man mal auf die Erdbeeren am Samstagabend verzichten und sich nicht darüber beschweren, meint Niedermaier. Er ist sich sicher, dass die Bedürftigkeit in der Bevölkerung durch den demografischen Wandel steigen wird.
Heute kommen rund 100 Personen in der Woche zu den Ausgabestellen der Tölzer Tafel. Wer gesundheitlich nicht mehr in der Lage dazu ist, bekommt die Ware nach Hause geliefert. Die Idee der Hauslieferung kam Emmerich, als er einen alten Mann mit zwei schweren Taschen zum Bahnhof gehen sah. Die Last war ihm anzusehen, was Emmerich dazu brachte, in Zukunft Essenlieferungen ins Haus zu bringen. „Ich empfand es als unwürdig“ so Emmerich.
Andreas Schäfer, BRK Kreisgeschäftsführer, verspricht seine volle Unterstützung und bezeichnet die Tölzer Tafel als 5. Gemeinschaft neben der Bereitschaft, Wasserwacht, Bergwacht und Jugendrotkreuz in der Rot Kreuz Familie.
Zum Abschluss überreichte Josef Niedermaier sieben Dankes-Urkunden für besonders langjährige Dienste an Helfer und Spender.
Für die musikalische Umrahmung sorgte das Penzberger Volksmusikensemble. Dazu gab es für die Gäste Weißwürste mit Brezen sowie viele nette Gespräche.